Künstliche Intelligenz &
die demokratische Gesellschaft

 

Ein Webspecial der Plattform Lernende Systeme

Künstliche Intelligenz treibt die Digitalisierung voran. Sie verändert unsere Arbeitswelt, unsere Kommunikation, unsere gesellschaftlichen Prozesse. Generative KI-Systeme machen es einfach wie nie, Texte, Bilder oder Videos nach individuellen Vorgaben zu erzeugen. Das eröffnet enorme Möglichkeiten: Viele Prozesse können effektiver gestaltet werden. Gepaart mit dem Willen, Meinungen zu beeinflussen sowie den Verbreitungsmöglichkeiten der sozialen Medien können generative KI-Systeme aber auch zu einem mächtigen Werkzeug für Manipulation und Desinformation werden. Nur wenige Reglementierungen begrenzen dies bisher.

Meinungsbildung

Wie wirkt sich Künstliche Intelligenz auf gesellschaftliche Entscheidungs­prozesse aus?

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Wahlen

Verändert Künstliche Intelligenz demokratische Wahlen?

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Journalismus

KI als Werkzeug oder Bedrohung für Medienschaffende?

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Justiz

Wo könn(t)en KI-Systeme unterstützen?

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KI muss gestaltet werden

Im Vorfeld von Wahlen ist das besonders brisant. Da werden politische Weichen neu gestellt, Machtverhältnisse und Staatsgelder neu verteilt. Das Volk tritt als Inhaber der Staatsgewalt besonders deutlich hervor. Seit jeher versuchen Akteure aus Politik, Wirtschaft und Gesellschaft, die Bürgerinnen und Bürger für ihre Interessen und Ziele zu gewinnen oder gar zu manipulieren. Gegenwärtig kommen hier auch in immer größerem Umfang KI-Technologien wie Deepfakes zum Einsatz.

Ermöglichen nun KI-Systeme die Einflussnahme auf Wahlen in ganz neuen Dimensionen? Wie verändern sich Prozesse der Meinungsbildung? Kann Künstliche Intelligenz das Rechtswesen entlasten? Sind KI-Tools nützliche Werkzeuge oder bedrohen sie einen wahrhaftigen Journalismus? Klar ist: Wie einst das Internet wird KI all diese Bereiche in den kommenden Jahren gravierend verändern – im Positiven wie im Negativen. Die Herausforderungen sind groß und müssen von der Gesellschaft gestaltet werden.

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Appell in die Zukunft

Um Herausforderungen für demokratische Staaten ging es auch John F. Kennedy, als er im Juni 1963 Deutschland besuchte und in der Frankfurter Paulskirche eine Rede hielt. Der damalige US-Präsident sagte: „Heute gibt es keine ausschließlich deutschen Probleme oder amerikanischen Probleme oder europäischen Probleme mehr. Wir haben es mit Weltproblemen zu tun – und unsere beiden Länder und Kontinente sind hinsichtlich der Aufgaben des Friedens wie des Krieges unauflöslich miteinander verbunden.“ Welche Herausforderungen würde John F. Kennedy im KI-Zeitalter betonen? Forschende der TU Darmstadt haben mit generativer KI eine Antwort versucht.

Das System Security Lab der TU Darmstadt testet die Möglichkeiten frei zugänglicher KI-Tools für Deepfakes mit Bildungsanspruch.

Worauf gründet eine Demokratie?

Der Begriff „Demokratie“ bedeutet „Herrschaft des Volkes“ und kommt aus dem Griechischen. Eine Demokratie gründet auf den Werten der Freiheit und Gleichheit. Sie ist immer wieder neuen Aushandlungsprozessen unterworfen und achtet bestimmte Prinzipien, die sich aus der Verfassung des Staates – in Deutschland aus dem Grundgesetz – ableiten.

Einen der eindrücklichsten Momente in der Geschichte der deutschen Demokratie zeigt das nachfolgende Bild. Rund eine Million Menschen feiern vor dem Berliner Reichstag in der Nacht zum 3. Oktober 1990 die wiedergewonnene Einheit. Mit diesem Datum sind die Deutschen 45 Jahre nach dem Ende des 2. Weltkrieges wieder in einem souveränen Staat vereint.

© picture alliance/Associated Press

Gegründet wurde die demokratische Bundesrepublik Deutschland am 23. Mai 1949. Seitdem hat die Gesellschaft viele prägende Ereignisse und Entwicklungen durchlaufen. Einige davon dokumentiert diese Bilderstrecke.

Gründung der Bundesrepublik Deutschland

Konrad Adenauer, Präsident des Parlamentarischen Rates, unterzeichnet am 23. Mai 1949 das Grundgesetz – die Grundlage für eine parlamentarische Demokratie in Deutschland.

Bau der Berliner Mauer

Am 13. August 1961 beginnt die DDR mit dem Bau der Berliner Mauer. Bis zum 09. November 1989 teilt die rund vier Meter hohe Mauer das Land und die Stadt Berlin und riegelt die DDR und Ost-Berlin hermetisch von der BRD ab.

1968er-Bewegung

Studentinnen und Studenten am Münchner Stachus im Sitzstreik: In den späten 1960er Jahren sorgen Studentenproteste auch in Deutschland für politische Veränderungen und eine gesellschaftliche Liberalisierung.

Die neue Ostpolitik

Bundeskanzler Willy Brandt wird auf dem Erfurter Bahnhof von DDR-Ministerpräsident Willi Stoph (li.) begrüßt. Es ist die erste Begegnung der Regierungschefs beider deutscher Staaten und gilt als erstes Ergebnis der neuen Ostpolitik Brandts.

Mauerfall und Wiedervereinigung

Jubelnd laufen drei junge Ost-Berliner am 10. November 1989 durch einen Berliner Grenzübergang. Mit dem Fall der Berliner Mauer am Tag zuvor endete die Teilung Deutschlands. Am 3. Oktober 1990 wird die Wiedervereinigung offiziell vollzogen.

Einführung des Euro

Rund zwei Millionen D-Mark liegen am 14. Januar 2002 in der Hauptkasse der Ostsee-Sparkasse Rostock. Es sind einbehaltene bzw. eingetauschte Bestände. Deutschland führt 2002 den Euro als offizielles Zahlungsmittel ein und ersetzt damit die D-Mark.

Nuklearkatastrophe und Atomausstieg

Ein Tsunami und ein starkes Erdbeben erschüttern im März 2011 Japan und führen zu Schäden im dortigen Atomkraftwerk Fukushima Daiichi. In Deutschland kommt es zu Protesten gegen Atomkraft, die Bundesregierung beschließt den vorzeitigen Atomausstieg. Im April 2023 geht der letzte Reaktor vom Netz.

Folgen globaler Entwicklungen

Die Zahl der Menschen, die vor Krieg, Verfolgung und Not flüchten, steigt ab 2015 weltweit an. Das wird auch in Deutschland spürbar. Das Bild zeigt eine Grenzstation zwischen Serbien und Ungarn. Zugleich mehren sich die negativen Folgen des Klimawandels, was zu weltweiten Protesten führt. Die Klimabewegung „Fridays for Future“ startet ab 2018 auch in Deutschland zahlreiche Aktionen, um gegen zu geringe Fortschritte beim Klimaschutz zu protestieren.

Covid-19-Pandemie

Die Infektionskrankheit Covid-19 breitet sich Anfang 2020 weltweit aus. Lockdowns, Impfkampagnen und wirtschaftliche Hilfspakete prägen auch das Leben in Deutschland und lösen gesellschaftliche Diskussionen über demokratische Grund- und Bürgerrechte aus.

Krieg in der Ukraine

Nach dem russischen Angriff auf die Ukraine flüchten rund 1,1 Millionen Ukrainerinnen und Ukrainer nach Deutschland. Der deutsche Verteidigungsetat wird aufgestockt, die EU verhängt Sanktionen gegen Russland. Das Bild wurde am 25. Februar 2022 in Kiew aufgenommen, einen Tag nach Kriegsbeginn.

KI-Boom

2022 werden generative KI-Systeme wie ChatGPT einer breiten Öffentlichkeit bekannt. Staaten und Unternehmen verstärken ihre Investitionen in KI-Forschung. Die EU verabschiedet den AI Act, das erste Regelwerk zu KI-Systemen. Das Bild zeigt eine Abstimmung im Europäischen Parlament in Straßburg über den AI Act im März 2024.

Was ist (generative) KI?

Der Begriff Künstliche Intelligenz beschreibt nicht eine, sondern eine Vielzahl von Techniken. Diesen ist gemein, dass sie Systeme in die Lage versetzen, abstrakt beschriebene Aufgaben eigenständig zu erledigen. Anders als bei klassischen IT-Systemen muss dabei nicht jeder Schritt vom Menschen programmiert werden. Eine grundlegende Methode der KI ist das maschinelle Lernen. Zum Einsatz kommen dabei spezielle Algorithmen, die in Beispieldaten Muster und Gesetzmäßigkeiten erkennen und diese auf neue Daten anwenden.

Die Geschichte der KI geht zurück in die 1950er Jahre, hat seither Höhen und Tiefen durchlaufen und mit generativer KI eine neue Stufe erreicht. Die Erklärfilme der Plattform Lernende Systeme skizzieren die Entwicklung und zeigen Herausforderungen auf, die sich beim Einsatz von KI stellen.

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Erklärfilm: Generative KI – Alleskönner der Künstlichen Intelligenz?

Achten KI-Systeme demokratische Prinzipien?

Demokratische Grundsätze wie Gleichberechtigung, Teilhabe und letztlich die Menschenwürde müssen auch in einer technologisierten Gesellschaft gelebt werden können. Sie müssen daher sowohl bei der Entwicklung von Technologie als auch bei ihrem Einsatz mitgedacht werden. Für KI-Systeme gilt das umso mehr: Als Technologie, die die Gesellschaft in allen Bereichen durchdringen wird, sollte sie demokratische und ethische Prinzipien erfüllen. KI-Systeme dürfen nicht dazu führen, dass Menschen, die nicht technikversiert sind oder keinen Zugang zu (dieser) Technologie haben, nur noch eingeschränkt am öffentlichen und gesellschaftlichen Leben teilnehmen können.

Das bedeutet zum einen, dass sie intuitiv nutzbar sein müssen. Zum anderen sollten die auf der Menschenwürde aufbauenden Prinzipien der Grundrechte ein Fundament für die Entwicklung und Anwendung von KI-Systemen sein. Das bringt große Herausforderungen mit sich, denn Technologie kann nur so objektiv, fair und gerecht sein, wie es der Mensch in die Gestaltung und Anwendung der Technologie einbringt. Hinzu kommen zwei Tatsachen, die die Umsetzung dieser Anforderung zusätzlich erschweren.

Quellen für Diskriminierung und Verzerrung durch KI-Systeme sind also Input- und Trainingsdaten, die auch zu problematischem Output führen. Große Herausforderungen liegen deshalb zum einen in der Schwierigkeit, neutrale Datensätze ohne Verzerrungen aufzubauen, zu pflegen und zu moderieren. Zum anderen ist es eigentlich eine Stärke von KI-Systemen, Muster in Daten zu finden, die Menschen nicht sehen. So ist es nicht ausgeschlossen, dass Datensätze mögliche Verzerrungen enthalten, die auf Diskriminierungsmerkmale verweisen, selbst wenn die Datensätze von allen offensichtlichen Diskriminierungsmerkmalen bereinigt wurden.

Mehr Infos und Empfehlungen zur Umsetzung gibt es hier: „Künstliche Intelligenz und Diskriminerung“ und „Ethik- Briefing“ der Plattform Lernende Systeme.

Wer reglementiert die KI?

Auf europäischer Ebene schafft der Artificial Intelligence Act, kurz AI Act, erstmals einen einheitlichen, verbindlichen Rechtsrahmen für einen vertrauenswürdigen Einsatz von KI in der EU. Die Verordnung ist weltweit das erste transnationale KI-Regelwerk ihrer Art und ist im August 2024 in Kraft getreten. Wie die Verordnung in verschiedenen Anwendungsfeldern konkret umzusetzen ist, werden Normen regeln, die noch ausgearbeitet werden müssen. Etwa zwei Jahre nach Inkrafttreten wird der AI Act vollständig anwendbar sein. Der AI Act sieht vor, KI-Systeme entsprechend ihres Risikopotenzials zu regulieren.

  • KI-Systeme mit unannehmbaren Risiken sind in der EU verboten. Dazu zählen die biometrische Echtzeitüberwachung im öffentlichen Raum und Social-Score-Verfahren, bei denen soziales Verhalten anhand von Daten bewertet und ausgewertet wird.
  • KI-Systeme mit hohen Risiken müssen bestimmte Sicherheitsvorschriften erfüllen, bevor sie auf den EU-Markt gebracht werden.
  • KI-Systeme mit geringem Risiko müssen eine „Tranparenz- und Informationspflicht“ erfüllen gegenüber natürlichen Personen, die mit ihnen interagieren.
  • KI-Systeme mit minimalem Risiko sind unreguliert. Unternehmen, die solche Systeme einsetzen, wird nahegelegt, sich einen freiwilligen Verhaltenskodex aufzuerlegen und ihre Mitarbeitenden entsprechend zu schulen.

Unabhängig von dieser Risikoklassifizierung gilt: Wer mit einem KI-System Bild-, Ton-, oder Videoinhalte erzeugt oder manipuliert (Deepfake), muss die Verwendung von KI für diese Inhalte transparent offenlegen. Das Thema der potentiellen Diskriminierung beim Einsatz von Künstlicher Intelligenz wird sowohl in der KI-Strategie der Bundesregierung als auch in der von der Bundesregierung eingerichteten Datenethikkommission behandelt. Auf europäischer Ebene hat die High Level Expert Group on Artificial Intelligence der EU-Kommission die „Ethik-Leitlinien für eine vertrauenswürdige KI“ veröffentlicht.

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