Das bringt generative KI für Unternehmen
Generative KI kann Beschäftigte entlasten, Prozesse optimieren und bietet innovative Möglichkeiten für unterschiedliche Branchen über die gesamte Wertschöpfungskette hinweg. Das Anwendungsspektrum reicht von der Textanalyse und -produktion über Produktdesign bis hin zur Generierung von Programmcode. Für einen verantwortungsvollen Einsatz der Technologie sind Qualitätsstandards und Kompetenzen im Umgang mit den KI-Systemen gefragt.
Einsatzfelder für generative KI
Analyse und Erstellung von Medieninhalten
Generative KI kann die Inhalte von Texten (auch großer Textmengen) zusammenfassen und auf Befehl eigene Texte im gewünschten Stil generieren. Nutzen lässt sich dies etwa für die Erstellung von Web- oder Social Media-Content, Produktbeschreibungen oder Nachrichtentexten. Zudem unterstützt generative KI beim Erstellen von Sitzungsprotokollen oder die Zusammenfassung von wissenschaftlichen Studien. Generative KI-Systeme sind auch in der Lage, fotorealistische Bilder, 3D-Inhalte, Videos, Animationen oder Musik zu erzeugen – etwa für Architektur, Werbung und Marketing.
Produktdesign und -entwicklung
Auch neue Designideen in der Produktentwicklung lassen sich mit Hilfe von generativer KI entwickeln. Diese lernt aus vorhandenen Vorlagen, in Sekundenschnelle ansprechende und funktionale Designalternativen zu liefern. Damit beschleunigen sich Entwicklungsprozesse erheblich.
Beispiel: Eine Agentur ist beauftragt, die Website eines Kunden attraktiver zu gestalten. Anhand von Informationen und Vorgaben aus dem Kundenbriefing zu Branche, Produktspektrum, Farbwelt oder Design schlägt das generative KI-System in Sekundenschnelle mehrere Varianten für den Aufbau der Webseite vor, die dem Webdesigner als Inspiration für die kundenspezifische Anpassung dienen.
Verarbeitung von Dokumenten
Geschäftsdokumente werden zwischen und innerhalb von Unternehmen oft im PDF-Format oder auf Papier ausgetauscht und müssen vom Empfänger elektronisch erfasst werden. Generative KI kann solch repetitive Aufgaben erleichtern und automatisieren, indem sie die relevanten Informationen im Dokument erkennt, extrahiert und mit Geschäftsdaten anreichert bzw. verknüpft.
Digitale Assistenten
Generative KI bietet die Basis für digitale Assistenten in Geschäftsanwendungen. Diese können Beschäftigte deutlich entlasten – beispielsweise durch Navigations- und Suchhilfen innerhalb einer Applikation („Ich möchte eine neue Stelle ausschreiben“) oder das Beantworten von Wissensanfragen („Welche offenen Stellen für Berufseinsteiger haben wir in unserer Abteilung aktuell?“). Die Eingabe kann flexibel in natürlicher Sprache erfolgen, was für Anwendende komfortabel und einfach zu erlernen ist. Im Gegensatz zu einfachen Chatbots, die in der Regel nur simple Aufgaben ausführen und FAQ-ähnliche Fragen beantworten können, werden digitale Assistenten über Applikationsgrenzen hinweg arbeiten, den Kontext der Nutzenden in Betracht ziehen und sich durch Personalisierung immer weiter auf diese einstellen können.
Kundensupport
Generative KI-Modelle schaffen personalisierte Benutzererlebnisse, indem sie aus dem Verhalten der Nutzenden lernen und individualisierte Inhalte und Empfehlungen generieren. Chatbots können Fragen im Kundensupport intelligenter als bislang beantworten – sei es schriftlich oder über Sprachausgabe.
Übersetzungen durch Künstliche Intelligenz
Generative KI-Modelle können auf eine Vielzahl von Sprachen trainiert werden und Text in Echtzeit von einer Sprache in eine andere übersetzen. Dabei sind sie in der Lage, die übersetzten Sätze in der Zielsprache präzise und oft sogar mit professionelleren Formulierungen darzustellen.
Entwicklung von Software
Generative KI wird auch in der Softwareentwicklung eingesetzt – sei es, um fehlerhaften Programmcode zu erkennen oder die Erstellung maßgeschneiderter Software zu automatisieren.
Beispiel: Ein Softwareentwickler erteilt einer generativen KI anhand einfacher natürlichsprachlicher Beschreibungen den Auftrag, einen Code für eine bestimmte Anwendung zu generieren. Diese liefert in kürzester Zeit verschiedene Vorschläge, die der Softwareentwickler prüft, um neue Software zu realisieren oder vorhandenen Programmcode zu aktualisieren. Der Zeitaufwand für das Codeschreiben sinkt dadurch erheblich, der Entwicklungsprozess wird beschleunigt und die Qualität verbessert. Denn mit jedem neuen Auftrag an den digitalen KI-Assistenten werden dessen Vorschläge besser, da sich der Trainingsdatensatz laufend optimiert.
Gesundheitswesen
In der Medizin können generative KI-Modelle die Wirkstoffforschung erheblich beschleunigen und die Entwicklung und Wirkung von Medikamenten verbessern. Zudem können sie für eine präzisere Vorhersage von Krankheitsverläufen eingesetzt werden sowie bei Dokumentation und administrativen Aufgaben unterstützen.
Einsatzpotenzial von generativer KI in unterschiedlichen Industriezweigen
Welche Kompetenzen sind gefragt
Beschäftigte und Unternehmen müssen im KI-Zeitalter geeignete Kompetenzen aufbauen – sowohl zur Entwicklung bzw. Programmierung von KI-Systemen als auch im Umgang mit KI-basierten Werkzeugen oder Assistenzsystemen.
Für einen souveränen Umgang mit generativer KI benötigen Beschäftigte:
- Grundlegendes Verständnis, was generative KI ist und wie sie funktioniert
- Je nach Branche und Funktion ein gewisses Domänenwissen
- Kritisches Denken und die Fähigkeit, Informationen zu bewerten und zu überprüfen
- Bewusstsein über ethische Aspekte bei datengetriebenen Anwendungen, z.B. Bias und Fairness
- Eigenständiges, problemlösendes Handeln
Bei aller Unterstützung durch generative KI im Arbeitsalltag ist es wichtig, grundlegende fachliche Kompetenzen nicht zu vernachlässigen.
Die Entwicklung und Implementierung von generativer KI im Unternehmen erfordert eine Übersetzungsleistung von der jeweiligen Domäne in Aufgaben der Sprachmodelle. Dies setzt eine Zusammenarbeit in interdisziplinären Teams und folgende Kenntnisse voraus:
- Tiefes Domänenverständnis
- Grundkenntnisse in der Verarbeitung natürlicher Sprache (Natural Language Processing, kurz NLP)
- Erfahrung in der Programmiersprache Python
- Kenntnisse zu gängigen Bibliotheken für Open Source-Modelle und Trainingsdaten
- Grundkenntnisse in maschinellem Lernen zu großen Sprachmodellen, insbesondere Transformer
Und zusätzlich:
- Kenntnisse von Anpassungsmethoden wie Prompt Engineering
- Grundkenntnisse zu DevOps und MLOps, also zu Entwicklungs- (Dev) und Betriebsansätzen (Ops) im Rahmen von Machine-Learning-Projekten
- Vertiefte Kenntnisse von Frameworks für das verteilte Berechnen des Stochastic Gradient Descent
- Erfahrung mit Visual Language Modellen sowie multi-modalen Modellen im Allgemeinen
Die für die Entwicklung und Anpassung von generativer KI erforderlichen technologischen Kenntnisse werden in Deutschland aktuell an verschiedenen und vermittelt.
Open-Source-Community stärken
„Große Sprachmodelle revolutionieren Geschäftsanwendungen: Sie eröffnen neue Dimensionen in der Interaktion mit digitalen Assistenten und erhöhen die Flexibilität bei der Informationsextraktion aus Dokumenten. Um diese Möglichkeiten breit nutzbar zu machen, bedarf es einer soliden Grundlage für mehrsprachige, transparent trainierte Modelle. Daher empfehlen wir, die Open-Source-Community in Bezug auf Daten und Rechenleistung zu stärken, um diesen Fortschritt zu fördern.“
Dr. Johannes Hoffart, Chief Technology Officer AI Unit bei SAP
Wie profitiert die Wirtschaft von Sprachmodellen?
„Viele Unternehmen wollen Sprachmodelle einsetzen. Leider gibt es kaum Angebote leistungsstarker deutschsprachiger Modelle. Ein starkes Curated and Made in Germany Open-Source-Angebot kann neuen Wettbewerb schaffen. Dafür sind nur 20 Terabyte, also zehn Laptop-Festplatten, deutschsprachiger Daten nötig. Die zentrale Conditio sine qua non ist daher ein Open-Source-Projekt, das diese Daten kommerziell nutzbar macht und lizenzfrei anbietet. Anstatt Regulatorik empfehlen wir Open Source, damit eine breite Community eine sichere KI gestalten kann.“
Prof. Dr. Alexander Löser, Gründer und Sprecher des Forschungszentrums Data Science an der BHT Berlin
Weitere Informationen finden sich in folgendem Video.