Im Ernstfall müssen Rettungskräfte schnell und routiniert reagieren. Die Voraussetzung dafür ist jahrelanges Training, um die notwendige Erfahrung zur Einschätzung und Bewältigung unterschiedlicher Gefahrensituationen zu erlangen. Nicht alle Einsätze können jedoch realitätsnah geübt werden. Als Alternative bieten sich immersive Virtual- und Mixed-Reality-Anwendungen. Die imsimity GmbH entwickelt mithilfe Künstlicher Intelligenz Szenarien, die individuell auf die Fähigkeiten des Trainierenden zugeschnitten sind.

Den herbeieilenden Rettungskräften bietet sich ein Bild des Grauens: Flammen lodern aus einem Hochhaus, auch auf ein Fabrikgebäude hat das Feuer bereits übergegriffen. Nicht weit entfernt liegen die brennenden Trümmer eines abgestürzten Flugzeuges. Erinnerungen werden wach an einen Tag im September 2001. Allerdings spielt sich dieses Szenario in einer Kleinstadt im Schwarzwald ab. Und abgesehen von einer Handvoll Wissenschaftler hat auch niemand etwas von den Verheerungen mitbekommen. Denn bei der imsimity GmbH in St. Georgen brennt es nur virtuell.

Nicht echt, aber authentisch

Ausgestattet mit einer Virtual-Reality-Brille und einer Rettungs-Kettensäge macht sich einer der Probanden auf, den Einsatzort zu erkunden. Das Tragen einer Schutzausrüstung ist dabei nicht zwingend nötig, erhöht aber das Realitätsempfinden – und darauf kommt es vor allem an: „Durch die interaktive Trainingsmethode unter der Verwendung einer echten Motorsäge als Interaktionsgerät versteht der Anwender die Lerninhalte nicht nur kognitiv, sondern „begreift“ und verinnerlicht sie auch physisch“, erläutert Martin Zimmermann, Geschäftsführender Gesellschafter der imsimity GmbH. Er ist der kreative Kopf hinter dem virtuellen Chaos, dem sich die Rettungskräfte im Rahmen von Schulungen und Trainings stellen können.

Menschen im Feuerwehr- und Rettungsdienst gehen bei ihrem Einsatz oftmals ein hohes Risiko ein. Ihre oberste Maxime: Leben zu retten. Um unfallfrei und sicher mit einer Rettungskettensäge arbeiten zu können, sind eine sorgfältige Einweisung sowie regelmäßiges Trainieren unerlässlich. Der Mixed Reality Simulator ChainSaw VR der imsimity GmbH ermöglicht es, die diversen Basis-Schnitttechniken an Materialien wie Holz, Verbundglas, Kunststoff oder Metall virtuell zu erlernen sowie relevante Notsituationen durchzuspielen, emotional zu erleben und sich einzuprägen. Der Vorteil: Die Simulation benötigt weder Kraftstoff noch echtes Material für das Training.

Ausbildungsprogramme mit KI erstellt

Zwei neuronale Netze wurden in das Programm integriert. Sie teilen die Anwenderin oder den Anwender in Erfahrungsstufen ein und generieren automatisch Trainingspläne, um eine personalisierte Ausbildung zu ermöglichen. Das erste neuronale Netz wurde mit Ausführungsdaten aus unterschiedlichem Erfahrungsstufen trainiert und weist eine von drei Erfahrungsstufen  zu (Anfänger, Fortgeschritten und Experte). Das zweite neuronale Netz wurde ebenfalls mit unterschiedlichen Ausführungsdaten trainiert und bedient sich Methoden der kollaborativen Filterung, um anhand der gesammelten Ausführungsdaten einen Trainingsplan zu erstellen.

Das so entstehende Empfehlungssystem ermöglicht dem Nutzer eine direkte Erfolgskontrolle der ausgeführten Inhalte und liefert Informationen über die Qualität der Schnittführung der Rettungs-Kettensäge. Darüber hinaus werden im generierten Trainingsplan die Übungen behandelt, welche die Ausführungsqualität der Anwenderin oder des Anwenders in Zukunft weiter verbessern können.

In den Lernszenarien der ChainSaw VR durchlaufen Einsatzkräfte mit der realen Rettungssäge in der Hand unterschiedliche Notfälle. Durch das komplette Eintauchen in die digitale Rettungswelt (Immersion) ist die Übung realitätsgetreu. Der Anwender erlebt dabei interaktiv und in Echtzeit die extremen Randbedingungen wie etwa Dunkelheit, starke Rauchentwicklung und die damit verbundene eingeschränkte Sicht. Das Training mit einer KI-Anwendung wie der ChainSaw VR kommt für verschiedene Bereiche der beruflichen, rettungstechnischen Aus- und Weiterbildung in Frage – etwa für Mitglieder des Technischen Hilfswerks (THW), aller Feuerwehren oder anderer Blaulichtorganisationen.