Arbeit, Qualifizierung und Mensch-Maschine-Interaktion: Ansätze zur Gestaltung Künstlicher Intelligenz für die Arbeitswelt

Whitepaper

Künstliche Intelligenz (KI) verändert die Anforderungen an die Beschäftigten und deren Kompetenzen. Sie prägt Tätigkeitsprofile, Arbeitsplätze und die Arbeitsorganisation in den Unternehmen sowie den gesamten Arbeitsmarkt. Zudem verändert Künstliche Intelligenz das Verhältnis von Mensch und Maschine und ermöglicht neue Formen der Zusammenarbeit. Diesen Wandel analysiert die Arbeitsgruppe „Arbeit/Qualifikation, Mensch-Maschine-Interaktion“ der Plattform Lernende Systeme in ihrem Whitepaper, das heute auf der Jahreskonferenz der Plattform in Berlin vorgestellt wird. Die Arbeitsgruppe zeigt auch anhand zweier Anwendungsszenarien auf, wie lernende Assistenzsysteme künftig Beschäftigte in Sacharbeit und Produktion unterstützen könnten.

KI-basierte Systeme werden den Beschäftigten künftig in vielen Bereichen assistieren – sei es in der Medizin und Pflege, in der Industrieproduktion oder in Dienstleistungsberufen. KI-Systeme können beispielsweise bei Routineaufgaben am Computer sowie bei komplexen Prozessen in der Fertigung oder bei medizinischen Diagnosen unterstützen. KI-Anwendungen können aber auch die Abwicklung von Versicherungsfällen oder Teile der Kundenkommunikation übernehmen. KI-basierte Exoskelette können Menschen künftig bei körperlich anstrengender oder gefährlicher Arbeit entlasten. Dadurch lassen sich Unfall- und Gesundheitsrisiken am Arbeitsplatz reduzieren und Beschäftigte können länger gesund am Arbeitsleben teilnehmen. Geringer Qualifizierte lassen sich mit Hilfe von KI-basierten Assistenzsystemen befähigen, komplexere Arbeiten zu übernehmen. Die Qualität der Arbeitsergebnisse wird erhöht.

Veränderte Zusammenarbeit zwischen Mensch und Maschine

KI-Systeme verändern damit künftig das Verhältnis von Mensch und Maschine. Durch ihren Einsatz kommt es zu einer neuen Arbeitsteilung. Bei der Einführung von KI-Systemen müsse grundsätzlich gelten, dass diese in ihrer Interaktion am Menschen, an seinen Bedürfnissen und Fähigkeiten ausgerichtet werden. Zu wahren seien insbesondere die Selbstbestimmung und Autonomie der Anwender, betonen die Autorinnen und Autoren.

Qualifizierung, Kompetenzentwicklung und lebensbegleitendes Lernen sind wichtig, um die Menschen für den digitalen Wandel und die Anwendung der KI-Technologien zu befähigen. Hier könnte beispielsweise eine Art „KI-Führerschein“ für die Aus- und Weiterbildung ein Instrument sein - mit modularen, individuell konfigurierbaren Weiterbildungsangeboten. „Der Einsatz neuer KI-Technologien stellt die Unternehmen vor neue Herausforderungen der Kompetenzentwicklung. Viel größer aber muss man die Möglichkeiten der Künstlichen Intelligenz einschätzen, Mitarbeiterkompetenzen zu erweitern, effektive Qualifizierungsangebote in die Arbeit zu integrieren und Kreativitäts- und Innovationspotenziale der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter gezielt zu fördern“, sagt Wilhelm Bauer, Leiter des Fraunhofer-Instituts für Arbeitswirtschaft und Organisation IAO und Co-Leiter der Arbeitsgruppe „Arbeit/Qualifikation, Mensch-Maschine-Interaktion“ der Plattform Lernende Systeme.

Beschäftigte befähigen, Vertrauen schaffen

Die Einführung von KI-Systemen in der Arbeitswelt ist auch mit Herausforderungen verbunden. Dazu zählt die Nutzung der personenbezogenen Daten der Beschäftigten. „Selbst wenn Künstliche Intelligenz Vorteile am Arbeitsplatz bietet, kann die Sorge vor Überwachung und prädiktiver Vermessung zu einer Sollbruchstelle werden. Es braucht deshalb innovative Aushandlungsprozesse, um die Ziele und Grenzen für die Künstliche Intelligenz zu definieren, die Folgen für Beschäftigung, Qualifikationsanforderungen und Belastungswirkungen abzuschätzen und so die nötige Akzeptanz zu schaffen“, sagt Oliver Suchy, Leiter der Abteilung Digitale Arbeitswelten und Arbeitsweltberichterstattung im Bundesvorstand des Deutschen Gewerkschaftsbunds (DGB) und Mitglied der Plattform Lernende Systeme.

Eine weitere Herausforderung ist ein erfolgreiches Change-Management im Betrieb. Die Beschäftigten und ihre Interessenvertretungen müssten in die Transformationsprozesse frühzeitig eingebunden werden. Nur wenn die Menschen den neuen Technologien vertrauen, werde ihr Einsatz erfolgreich sein, so die Autorinnen und Autoren des Whitepapers. Experimentierräume, Reallabore und Pilotphasen bieten wichtige Ansatzpunkte, um KI-Systeme in Unternehmen und anderen Einrichtungen im Sinne der Beschäftigten einzuführen. „Die Transformation schaffen wir nur gemeinsam. Dafür ist eine Kultur der Veränderungen zu definieren und in den Unternehmen tagtäglich zu leben. Wichtig: Probieren, Experimentieren, Bewerten, Annehmen (oder auch Verwerfen) des Einsatzes von KI-Möglichkeiten gehört zum Change und fördert die Akzeptanz bei den Menschen“, sagt Sascha Stowasser, Leiter des Instituts für angewandte Arbeitswissenschaft (ifaa) und Mitglied der Arbeitsgruppe.

Über dieses Whitepaper:

Das Whitepaper „Arbeit, Qualifizierung und Mensch-Maschine-Interaktion. Ansätze zur Gestaltung Künstlicher Intelligenz in der Arbeitswelt“ wurde von der Arbeitsgruppe „Arbeit/Qualifikation, Mensch-Maschine-Interaktion“ verfasst. Als eine von insgesamt sieben Arbeitsgruppen untersucht sie die Potenziale und Herausforderungen, die sich aus dem Einsatz Künstlicher Intelligenz in der Arbeits- und Lebenswelt ergeben.

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