Wissen zu KI kommunizieren – Web-Talk zu Erfahrungen aus der Praxis
Anwendungen der Künstlichen Intelligenz (KI) halten Einzug in immer mehr Lebensbereiche. Gleichzeitig ist vielen Menschen noch nicht so recht klar, was sich hinter der Technologie verbirgt. Wie lassen sich Funktionsweise, Anwendungen, Chancen und Herausforderungen von Künstlicher Intelligenz (KI) erfolgreich einer breiten Öffentlichkeit vermitteln? Diese Frage stand im Mittelpunkt eines Web-Talks, zu dem das Bayerische Forschungsinstitut für Digitale Transformation (bidt) am 17. Juli 2020 auch Vertreter der Plattform Lernende Systeme lud.
Vielen Bürgerinnen und Bürgern ist Künstliche Intelligenz noch ein Rätsel, so das Ergebnis einer aktuellen repräsentativen Studie des bidt. Über die Hälfte der Befragten gibt an, nur „in etwa“ darüber Bescheid zu wissen, was man unter KI versteht; mehr als jeder Fünfte weiß nicht, was sich hinter Künstlicher Intelligenz verbirgt oder hat den Begriff noch nie gehört. Warum die Wissensvermittlung gegenüber breiten Bevölkerungsgruppen wichtig ist und welche Maßnahmen sich dafür eignen, diskutierten Expertinnen und Experten bei dem einstündigen Web-Talk unter der Moderation von Christoph Egle (Wissenschaftlicher Geschäftsführer, bidt) und Margret Hornsteiner (Abteilungsleiterin Dialog, bidt).
Eine breite gesellschaftliche Diskussion sei notwendig, damit KI zum Wohle aller gestaltet und eingesetzt werden kann – darin waren sich die Diskutanten einig. Ausschöpfen ließe sich das Potenzial von Künstlicher Intelligenz in der Industrie und in anderen Bereichen zudem nur, wenn ihr Vertrauen entgegengebracht werde. Zugleich sei KI ein komplexes Thema. Jede und jeder sollte es gut genug verstehen, um KI-Anwendungen im privaten und beruflichen Alltag hinterfragen zu können – und mündig mit KI-Anwendungen umzugehen.
Verortung zwischen Heilsbringer und Schreckgespenst
„KI ist kein Nischenthema mehr. Dennoch und gerade deshalb haben wir noch einen Weg zu gehen, weil das Verständnis, was KI ist und was sie leisten kann beziehungsweise was nicht, stark variiert“, sagte Johannes Winter, Leiter der Geschäftsstelle Plattform Lernende Systeme bei acatech. Die Plattform setzt bei der Wissensvermittlung neben Positionspapieren und Studien auf alltagsnahe Anwendungsbeispiele und den Austausch mit unterschiedlichen gesellschaftlichen Gruppen. „So lässt sich KI zwischen den beiden Polen als Heilsbringer und Schreckensgespenst ganz gut erden und zudem aufzeigen, welchen konkreten Nutzen KI bringt”, erläuterte Johannes Winter.
Entscheidend für eine breite Ansprache seien niedrigschwellige Bildungsangebote, die Menschen ihre Ängste nehmen und Begeisterung für unterschiedliche Forschungs- und Anwendungsbereiche vermitteln, forderte Florian Rampelt, Projektleiter KI-Campus beim Stifterverband und stellvertretender Leiter der Geschäftsstelle des Hochschulforums Digitalisierung. Er verwies auf die vielfältigen digitalen Lernangebote, die aktuell für die vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) initiierte Bildungsplattform KI-Campus entwickelt werden. „Wichtig ist mir auch der offene und kostenlose Zugang zu solchen Angeboten, damit KI-Kompetenzen nicht zum Privileg für wenige Menschen werden”, so Florian Rampelt.
Vermitteln, was KI kann – und was nicht
So komplex das Thema KI auch sei: Gut gemacht, ließe es sich auch Kindern nahebringen, sagte Ute Schmid, bidt-Direktorin und Professorin für Angewandte Informatik an der Universität Bamberg. Ihrer langjährigen Erfahrung nach sind jüngere Kinder meist offener und weniger ängstlich, wenn es um neue Technologie geht. Wichtig sei es, Möglichkeiten und Grenzen von KI zu vermitteln. „Kinder wie auch Erwachsene ohne fachlichen Hintergrund neigen dazu, KI-Systemen allgemeine Intelligenz und Bewusstsein zuzuschreiben. Es ist wichtig zu verdeutlichen, dass ein System, das zum Beispiel ganz gut Englisch übersetzen oder Objekte in Bildern identifizieren kann, nur genau das und nichts anderes kann”, so Ute Schmid.
KI wird in den kommenden Jahren die Geschäftswelt transformieren. Viele Unternehmen hätten verstanden, dass sie sich mit dem Thema auseinandersetzen müssen, so Andreas Liebl, Leiter der Initiative appliedAI, Geschäftsführer der UnternehmerTUM und Mitglied der Plattform Lernende Systeme. Den wenigsten sei es bisher aber gelungen, KI unternehmensweit anzuwenden. „Es ist ein langer Weg, KI wirklich wertstiftend einzusetzen. Vieles entwickelt sich noch. Allerdings heißt dies nicht, dass man sich nicht bereits heute damit auseinandersetzen muss. Man muss anfangen, die KI-Reise zu beginnen”, so Andreas Liebl.
Weiterführende Informationen
Auf einer digitalen Pinnwand tauschten sich die Teilnehmenden des Web-Talks über Projekte und Initiativen zur Vermittlung von KI aus und schufen folgende Übersicht von Initiativen und Projekten zu KI-Wissensvermittlung.
Kostenlose Weiterbildungs- und Lernmaterialien zum Thema Künstliche Intelligenz bündelt die Plattform Lernende Systeme auf ihrer Website in der Rubrik Fit für KI.
Weitere Informationen:
Linda Treugut / Birgit Obermeier
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