Wie Corona unseren Umgang mit Künstlicher Intelligenz verändert

Die Corona-Krise beschleunigt die Digitalisierung. Homeoffice, Videokonferenzen und Lernplattformen gehören zu unserer sogenannten „neuen Normalität“. Doch auch die Herausforderungen der Digitalisierung lassen sich in der Pandemie wie unter einem Brennglas betrachten. Wie gehen wir mit den Risiken für beispielsweise Datenschutz und IT-Sicherheit um? Welche Auswirkungen hat die Pandemie auf unseren Umgang mit Technik? Und werden wir Künstliche Intelligenz in unserem Alltag stärker nutzen? Diese Fragen diskutierten Experten der Plattform Lernende Systeme und acatech mit Bürgerinnen und Bürgern an der Politischen Akademie Tutzing vom 9. bis 10. September.

Jessica Heesen, Mitglied der Plattform Lernende Systeme, zur Digitalisierung in Corona-Zeiten.

Die Corona-Pandemie sorgt für einen Digitalisierungsschub in der deutschen Wirtschaft. Laut einer Umfrage des ifo-Instituts haben 55 Prozent der befragten Unternehmen den digitalen Wandel in ihrem Betrieb vorangetrieben. Immerhin 36 Prozent der mittelständischen Unternehmen wollen als Reaktion auf die Covid-19-Krise in Künstliche Intelligenz investieren, fand eine McKinsey-Studie heraus. Auch außerhalb der Unternehmen können KI-Systeme im Umgang mit dem Virus helfen. Die Corona-Krise verleihe autonomen Technologien Aufwind, die bei der Bekämpfung der Pandemie hilfreich sind, sagte Michael Decker, Leiter des Bereichs Informatik, Wirtschaft und Gesellschaft am Karlsruher Institut für Technologie (KIT) und Mitglied der Plattform Lernende Systeme. Intelligente Roboter können in Pflegeeinrichtungen beim Verteilen von Essen unterstützen oder in der Produktion fehlende Mitarbeiter ausgleichen. Ein dänisches Start-Up bietet automatisierte Corona-Tests an, um das medizinische Personal, das sonst die Proben entnehmen müsste, vor einer Infektion zu schützen. In China kommen sogar Roboter zum Einsatz, die im Foyer eines Krankenhauses die Körpertemperatur der Menschen aus der Ferne messen, oder auf der Straße Menschen ohne Gesichtsmasken identifizieren können. Insbesondere die letzten Beispiele zeigen, dass die intelligenten Technologien auch wichtige ethische, rechtliche und gesellschaftliche Fragen aufwerfen. So verwies Claudia Eckert, Leiterin des Fraunhofer-Instituts für Angewandte und Integrierte Sicherheit und Mitglied der Plattform Lernende Systeme, auf die neuen Fragen der IT-Sicherheit, die mit dem Einsatz von autonomen Systemen verbunden sind.

Pandemie als Treiber autonomer Technologien

Bei der beschleunigten Digitalisierung und intelligenten Automatisierung dürfen die Herausforderungen nicht aus dem Blick geraten. „In Ausnahmesituationen werden neue Normen etabliert und das Spektrum des Normalen ausgeweitet“, erklärte Jessica Heesen, Leiterin des Forschungsschwerpunkts Medienethik an der Universität Tübingen und Mitglied der Plattform Lernende Systeme. Die Menschen nehmen in der Pandemie schneller Praktiken zum Schutz ihrer Gesundheit in Kauf, die normalerweise auf Vorbehalte in der Bevölkerung stoßen würden. So folgten viele Bürgerinnen und Bürger dem Aufruf des Robert Koch-Instituts und stellten freiwillig ihre persönlichen Daten aus beispielsweise Fitness-Tracking-Apps der virologischen Forschung zur Verfügung – und dies, obwohl in Deutschland üblicherweise viel Wert auf die informationelle Selbstbestimmung Datenschutz gelegt würde, bemerkte Heesen. Wie die Menschen das Datensammeln oder eine Technologie bewerten, hängt auch vom öffentlichen Diskurs über deren Chancen und Risiken ab. Wichtig ist es deshalb, einen breiten, ausgewogenen Dialog über die Potenziale und Herausforderungen von Künstlicher Intelligenz und anderen Technologien in der Öffentlichkeit zu führen. Dieser Aufgabe hat sich auch die Plattform Lernende Systeme verschrieben.

Weitere Informationen:

Linda Treugut / Birgit Obermeier
Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Lernende Systeme – Die Plattform für Künstliche Intelligenz
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