Diskussion mit ExpertInnen und BürgerInnen: Welche KI-Kompetenzen brauchen wir in Alltag und Arbeitswelt?
Künstliche Intelligenz (KI) unterstützt den Menschen zunehmend im Alltag und am Arbeitsplatz. Die Technologie verändert unsere Art zu recherchieren, Texte zu produzieren, Wissensarbeit zu erledigen, zu forschen und Entscheidungen zu treffen. Macht KI unser Leben also durchwegs bequemer? Ganz so einfach ist es nicht, so ein Fazit der Diskussion vor über 70 Gästen in den Räumen der Universität Bamberg am 17. Dezember. Die Veranstaltung im Rahmen der Reihe „acatech am Dienstag“ fand in Kooperation mit der Plattform Lernende Systeme und dem Bamberger Zentrum für Künstliche Intelligenz (BaCAI) statt.
In seiner Begrüßung beschrieb Kai Fischbach, Präsident der Universität Bamberg, die zunehmende Bedeutung von KI – auch an der Universität Bamberg. So gebe es neben sieben neuen Lehrstühlen für KI auch ein eigenes Zentrum für Künstliche Intelligenz (BaCAI), das Aktivitäten und Forschung vernetzt und bündelt. acatech Präsident Jan Wörner verwies auf die vielfältigen Einsatzbereiche von KI in Unternehmen und Alltag. Statt der Technologie blind zu vertrauen, sei ein „kluges Vertrauen“ nötig. Für ein solches Urteilsvermögen sei es unerlässlich, dass alle Teile der Bevölkerung kritisch bleiben und notwendige Kompetenzen im Umgang mit KI erlangen. KI müsse einen zentralen Platz in der Bildung bekommen, sagte Jan Wörner.
Grundverständnis für einen souveränen Umgang mit KI
In ihrem Impulsvortrag gab Ute Schmid, Inhaberin des Lehrstuhls für Kognitive Systeme und Leiterin des BaCAI an der Universität Bamberg sowie Mitglied der Plattform Lernende Systeme, einen kurzen Überblick über Meilensteine in der Entwicklung der Künstlichen Intelligenz. Beispiel maschinelle Bilderkennung: Hier sei die Fehlerrate mit der Entwicklung von Convolutional Neural Networks (CNNs) seit 2012 deutlich zurückgegangen. Die Veröffentlichung von ChatGPT im Herbst 2022 wiederum habe den Startpunkt für die massenhafte Nutzung generativer KI-Tools markiert. KI werde heute in immer mehr Lebensbereichen eingesetzt, so Ute Schmid. Ihr sei es Anliegen, dass KI-Werkzeuge souverän, sicher und reflektiert genutzt werden. Das erfordere ein Grundverständnis von Konzepten und Methoden der KI. Die rasche Verbreitung von ChatGPT führe auch an Schulen zu einer längst fälligen Diskussion über Bildung im digitalen Zeitalter.
Zukünftig würden immer mehr Aufgaben in Kollaboration mit KI-Werkzeugen erfüllt – und bestimmte Fähigkeiten in der Arbeitswelt der Zukunft also weniger gefragt. Gerade deshalb sei es essenziell, die Menschen für die KI-Nutzung zu befähigen – und ihnen zu vermitteln, dass KI-Anwendungen nicht unfehlbar sind, sondern die von ihnen produzierten Ergebnisse zu bewerten und kritisch zu hinterfragen sind. Qualitativ hochwertige Lehrmaterialien sollten daher entsprechende Kompetenzen vermitteln – nicht nur in der Schule, sondern lebenslang, so Ute Schmid.
Ute Schmid
Inhaberin des Lehrstuhls für Kognitive Systeme an der Universität Bamberg
„Generative KI liefert mächtige und vielfältige Möglichkeiten für Lehrende wie Lernende. Allerdings ist es absolut notwendig, dass generierte Inhalte kritisch geprüft und korrigiert werden. Hierzu sind fachliche Kompetenzen notwendig, die nicht verlernt werden dürfen.“
In der anschließenden Podiumsdiskussion fokussierte die Bildungsforscherin Cordula Artelt, Professorin an der Universität Bamberg und Direktorin des Leibniz-Instituts für Bildungsverläufe (LIfBi), auf die schulische Bildung. Eine besondere Herausforderung sei es, KI im Bildungskontext „intelligent“ und produktiv einzusetzen. Es gebe Anwendungen, die eindeutig dabei helfen, Lernprozesse besser zu gestalten, so Cordula Artelt. Elemente wie Adaptivität, Feedback und Co-Konstruktion ermöglichten es, Lernen zu fördern. Aber auch bei neuen Formen der Veranschaulichung und des Erlebens, wie sie über den Einsatz von Virtual oder Augmented Reality möglich sind, sieht sie großes Potenzial. Es habe keinen Sinn, die Entwicklungen im Bereich generativer KI auszublenden. Gefragt sei ein konstruktiver und proaktiver Umgang, denn die Potenziale für die Bildung seien immens. Der kompetente Umgang mit KI müsse gelernt und gelehrt werden, so Cordula Artelt.
Cordula Artelt
Direktorin des Leibniz-Instituts für Bildungsverläufe (LIfBi)
„Schülerinnen und Schüler müssen dazu befähigt werden, sich selbstbestimmt und souverän in einer digital geprägten Welt zu bewegen – und dass den Bildungsinstitutionen hierbei eine wichtige Rolle zukommt.“
Michael Stammberger, Leiter Ausbildung bei der Brose Gruppe, sieht beim Thema KI in seinem Unternehmen zwei unterschiedliche Zielgruppen: Auszubildende stünden in der Regel neuen Technologien sehr offen gegenüber, wenngleich – durch den beständigen Kontakt – manchmal wenig kritisch. Langjährige Beschäftigte zeigten sich dagegen in der Fort- und Weiterbildung oftmals zurückhaltend gegenüber neuen Technologien. Mit dieser Herausforderung gelte es umzugehen und beide Welten miteinander zu verbinden. Denn, so Michael Stammberger: KI kann und wird viele Arbeitsabläufe erleichtern, ein kritisches Überprüfen der Ergebnisse sei aber essenziell.
Michael Stammberger
Leiter Ausbildung bei der Brose Gruppe
„Die Transformation durch KI wird alle Teile eines Unternehmens durchdringen.“
In kleineren Unternehmen hängt die Einführung von KI-Anwendungen oftmals von einzelnen Beschäftigten ab. Das machten die Ausführungen von Daniel Yegorov an diesem Abend deutlich: Noch als Auszubildender hatte er seine Vorgesetzten bei der Miweba GmbH vom Nutzen von ChatGPT und anderen KI-Tools überzeugen können – heute kommen sie im Unternehmen verstärkt zum Einsatz. Jedoch mahnte auch er zur Vorsicht: Man müsse Ergebnisse stets hinterfragen und gegebenenfalls Anwendungen miteinander vergleichen. Es dürfe nicht angehen, dass letztendlich Ergebnisse einer KI-Anwendung durch eine andere Anwendung überprüft würden und menschliches Feedback, der so genannte human-in-the-loop, ausbleibe, stimmten alle Podiumsgäste überein.
Daniel Yegorov
Miweba GmbH / IHK KarriereScout
„Künstliche Intelligenz ersetzt nicht den Menschen, sondern erweitert seine Fähigkeiten und sorgt damit für mehr Effizienz und Innovation in der Arbeitswelt.“
Moderiert wurde die Veranstaltung von Birgit Obermeier, Stellvertretende Leiterin der Geschäftsstelle der Plattform Lernende Systeme.
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Petra Brücklmeier / Birgit Obermeier
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