KI klar kommunizieren: Gewinnerteams des Hochschulwettbewerbs stehen fest
Das abstrakte Thema Künstliche Intelligenz anschaulich und verständlich vermitteln – dieses Ziel verfolgt der Hochschulwettbewerb zum Wissenschaftsjahr 2019 – Künstliche Intelligenz. Die Jury, der auch die Plattform Lernende Systeme angehört, zeichnete 15 Teams aus dem wissenschaftlichen Nachwuchs aus. Sie erhalten je 10.000 Euro, um bis Jahresende ihre Projektideen zu realisieren.
Ein intelligenter Gartenpflegeroboter, ein KI-Mobil, in dem ein neuronales Netzwerk besucht werden kann und ein virtueller Gesprächspartner, der über sein Dasein als Künstliche Intelligenz (KI) informiert: Mit Ideen wie diesen wollen junge Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus ganz Deutschland einen öffentlichen Dialog über Künstliche Intelligenz anregen. Die Kommunikationsideen entstanden im Rahmen des Hochschulwettbewerbs zum Wissenschaftsjahr 2019 – Künstliche Intelligenz „Zeigt eure Forschung!“, den die Initiative Wissenschaft im Dialog (WiD) jährlich ausruft. 15 Teams aus Nachwuchswissenschaftlerinnen und -wissenschaftlern wurden für ihre Kommunikationskonzepte mit je 10.000 Euro ausgezeichnet. Mit dem Preisgeld können sie ihre Ideen bis Dezember 2019 umsetzen. Der Wettbewerb wird vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) gefördert.
Bundesforschungsministerin Anja Karliczek sagt zum Wettbewerb: „Künstliche Intelligenz ist eine der wichtigsten Zukunftstechnologien und wird unsere Gesellschaft verändern. Den Wandel können wir nur gemeinsam gestalten. Dafür ist es wichtig, dass wir Dialoge anstoßen und über Chancen und Herausforderungen von Künstlicher Intelligenz für unsere Gesellschaft sprechen. Mit ihren Beiträgen zum Hochschulwettbewerb zeigen die jungen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, wie dies auf vielfältige und kreative Weise gelingen kann.“
Noch im März 2019 erhalten die Gewinnerteams eine Schulung zur Wissenschaftskommunikation. Im Dezember 2019 wird die Jury die 15 Kommunikationsprojekte noch einmal begutachten: Welche Ideen wurden am besten umgesetzt? Welche Formate erwiesen sich als besonders geeignet, um eine nachhaltige Auseinandersetzung mit dem Thema anzuregen? Bis dahin halten die Teams die Öffentlichkeit im Blog über ihre Fortschritte auf dem Laufenden: www.hochschulwettbewerb.net.
Ausgezeichnet wurden folgende Projekte:
- Mein Algorithmus als Chefin? – Eine interaktive Kunstinstallation zu KI & Arbeit
Humboldt Institut für Internet & Gesellschaft (HU Berlin)
Eine passende Besetzung von Jobs bedeutet einen enormen Aufwand sowohl für Arbeitssuchende als auch für Personalabteilungen. Intelligente Recruiting-Systeme könnten beiden Seiten das Leben leichter machen, indem sie automatisch geeignete Stellen vermitteln. Aber inwieweit kann und soll ein Programm die Entscheidungshoheit über die Vergabe von Stellen haben? Mit dieser Frage können sich Interessierte an der interaktiven Kunstinstallation auseinandersetzen, die ein automatisiertes Bewerbungsverfahren durchspielt.
- KI nur Wie?
Rheinische Friedrichs-Wilhelms-Universität Bonn
Wie funktioniert maschinelles Lernen? Das erfahren Schülerinnen und Schüler in interaktiven Workshops zusammen mit Forschenden. Sie analysieren einen Datensatz und lernen dabei die Stärken und Schwächen der verwendeten Algorithmen kennen. Auf diese Weise erkennen die Schülerinnen und Schüler, welche Rolle mathematische Methoden aus dem Unterricht auch in der Forschung spielen – und wie sie auf diesem Wege letztlich wieder in den Alltag gelangen.
- Einsatz Künstlicher Intelligenz in der Altenpflege
Hochschule Emden Leer
Die Pflege ist ein konkretes und realistisches Anwendungsgebiet von Künstlicher Intelligenz, das durch den Pflegenotstand noch relevanter wird. Das Forscherteam ist an der Entwicklung eines virtuellen Pflegers beteiligt, der sich mit Pflegebedürftigen unterhält und das Personal unterstützt, indem er zum Beispiel an die Einnahme von Medikamenten erinnert. Inwieweit wird dies von Betroffenen akzeptiert? Das wollen die jungen Wissenschaftler im Dialog mit beteiligten Gruppen herausfinden: Mit Pflegebedürftigen, Pflegepersonal, Familien und Politik.
- „Chatbot-Intelligenz“. Konzeption – Realisierung – Evaluation
Hochschule Furtwangen
Sie wollen etwas über Künstliche Intelligenz erfahren? Dann reden Sie mit ihr! Das ist der Ansatz des Projekts „Chatbot-Intelligenz“. Chatbots, also virtuelle Gesprächspartner, die Smalltalk führen können, sind schon lange Gegenstand der KI-Forschung. Die Innovation des Projekts besteht darin, dass der Bot über seine eigene Existenz als Künstliche Intelligenz Auskunft gibt. Interessierte können über eine frei verfügbare Website mit dem Bot in den Dialog treten.
- KITT – KI-Talks & Teams
TH Köln
Die Studierenden entwickeln ein multimediales Web-Magazin zum Thema Künstliche Intelligenz. Der Clou: Die Inhalte kommen aus selbst organisierten Seminar- und Diskussionsveranstaltungen, in denen die Öffentlichkeit mit Fachleuten aus den Bereichen Wissenschaft, Politik und Wirtschaft über konkrete KI-Themen ins Gespräch kommen kann. Dazu zählen beispielsweise der Einsatz von KI in Medizin und Psychotherapie, Smart Cities und autonome Waffensysteme.
- KI Mobil
TH Köln
In der Informatik wird häufig über neuronale Netze gesprochen, also über die technische Nachbildung von Gehirnstrukturen. Aber wie funktioniert das eigentlich? Mit einem mobilen Infostand will das Team die Funktionsweise neuronaler Netze außerhalb der Hochschule zugänglich machen. In einer virtuellen Umgebung können sich die Besucherinnen und Besucher durch ein neuronales Netz bewegen und zusehen, wie dort Informationen verarbeitet werden.
- Künstliche Intelligenz – Geschichte, Gegenwart und Zukunft einer Verheißung (AT)
Universität Konstanz
In Zusammenarbeit mit der Stadt hat das Projektteam eine Ausstellung in Konstanz konzipiert, die später als Wanderausstellung unterwegs sein soll. Auf vier Etagen können sich die Besucherinnen und Besucher mit der Geschichte, Gegenwart und Zukunft künstlicher Intelligenz beschäftigen. Eine Besonderheit wartet am Ende der Ausstellung: Dort erfahren die Besucherinnen und Besucher, was eine KI über ihr Verhalten in der Ausstellung gelernt hat und wie sie das getan hat.
- KI.XOSKELETT
HTWK Leipzig
Die Gesellschaft schon während der Entwicklung neuer Technologien einbinden – das ist das Ziel des Projekts KI.XOSKELETT. Konkret geht es um die Entwicklung eines KI-gestützten Exoskeletts, also eines „Roboteranzugs“, der in der Medizin etwa in der Rehabilitation oder bei Lähmungen eingesetzt wird. In einer interaktiven Werkstatt können Besucherinnen und Besucher den Prototyp testen und im Gespräch mit den Entwicklern mitgestalten.
- Robotikum
Philipps-Universität Marburg
Was Roboter schon heute können, erfahren Schülerinnen und Schüler im Rahmen des „Robotikums“. Bei einem dreitätigen Roboter-Praktikum an Schulen lernen sie auf anschauliche Weise die Fähigkeiten eines handelsüblichen humanoiden Roboters kennen. Es geht jedoch nicht nur darum, wie Motorik, Bilderfassung und Sprachverarbeitung funktionieren, sondern auch um das Verhältnis zwischen Mensch und Roboter: In einer „Speech Box“ können sich die Schülerinnen und Schüler in Ruhe mit den Modellen Pepper und Nao unterhalten und auseinandersetzen.
- KI – Von der Wissenschaft ins Wohnzimmer
Arbeitsgruppe für Supply Chain Services SCS des Fraunhofer-Instituts für Integrierte Schaltungen IIS
In einem Innovationslabor in der Fußgängerzone können sich die Besucherinnen und Besucher im Rahmen von KI-Spielen mit Computern messen. Wer entwickelt zum Beispiel die effizienteste Route für eine LKW-Auslieferung? Auf diese Weise erfahren Bürgerinnen und Bürger, wie KI-Anwendungen ihren Weg in Handel und Industrie finden. Zugleich untersucht das Projektteam, inwieweit sich die Einstellung der Besucherinnen und Besucher gegenüber Künstlicher Intelligenz durch die Ausstellung verändert.
- KI-HNO-Battle
Hochschule Reutlingen
Künstliche Intelligenzen könnten in Zukunft Ärzte bei der Diagnose unterstützen, indem sie Informationen organisieren und analysieren. Dies soll im Rahmen eines Computerspiels demonstriert werden. Im direkten Vergleich mit einem untrainierten KI-Arzt erfahren die Spielerinnen und Spieler, wie gut sich die Software bei bekannten und bei neuen Krankheitsbildern schlägt – und was eine vortrainierte KI leisten kann. Das Spiel kann an einem Informationsstand getestet werden und soll auch in Schulen zum Einsatz kommen.
- Maschinen-Gedächtnis
Hochschule der Bildenden Künste Saar
Gemeinsam mit der Saarbrücker Zeitung ruft das Projektteam die Bürgerinnen und Bürger dazu auf, sich mit privaten Bildmaterialien aus den 1920er Jahren am Aufbau eines Archivs zur Saar-Geschichte zu beteiligen. Durch ergänzende Interviews sollen wertvolle Metadaten gewonnen werden, die anschließend von einer intelligenten Archiv-Software ausgewertet werden. Ein interessanter Nebeneffekt für alle, die Fotos zur Verfügung stellen: Der Software könnte es gelingen, die Schwarz-Weiß-Bilder einzufärben und damit eine neue Sichtweise auf die Vergangenheit zu eröffnen.
- Künstliche Intelligenz im Spiegel von Kommunikation und Kultur
Hochschule für Technik und Wirtschaft des Saarlandes
Kurzvideos im Internet gehören insbesondere für junge Menschen zu den beliebtesten Informationsquellen. Das Projektteam will deshalb Erklär-Videos für Online-Plattformen wie YouTube entwickeln. Sie sollen aktuelle Forschungsergebnisse zu Künstlicher Intelligenz so aufbereiten, dass Schülerinnen und Schüler ab 14 Jahren sie verstehen können.
- Deutsch als Fremdsprache
Julius-Maximilian-Universität Würzburg
Einer Software für Spracherkennung geht es zunächst so wie uns, wenn wir eine fremde Sprache hören: Sie vernimmt Geräusche, die für sie keine Struktur und keine Bedeutung haben. Im Projekt „Deutsch als Fremdsprache“ dreht ein KI-Programm den Spieß um: Es lernt, wie Sprachen klingen und aufgebaut sind, und entwickelt daraus eine eigene Phantasie-Sprache. Dadurch versetzt sie Nutzerinnen und Nutzer in die Rolle der Fremden. Die Auseinandersetzung mit der neuen Sprache in Ausstellungen und Printmedien soll nicht nur vermitteln, wie Computer Muster erkennen, sondern auch interkulturelle Kompetenzen fördern.
- ComposDropics
Hochschule Zittau/Görlitz
Nur die Smarten kommen in den Garten: Künstliche Intelligenz kann nicht nur in Fabrikhallen zum Einsatz kommen, sondern auch im eigenen Gemüsebeet. Um zu zeigen, wie digital unterstütze Landwirtschaft funktionieren könnte, möchte das Forscherteam einen Gartenroboter im öffentlichen Raum betreiben. Rund um das Beet, das automatisch bepflanzt, gewässert und gedüngt wird, finden Informationsveranstaltungen und Workshops statt.
Weitere Informationen:
Linda Treugut / Birgit Obermeier
Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
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