Fit für KI: Welche Kompetenzen in der Arbeitswelt wichtig werden
Künstliche Intelligenz (KI) wird den Arbeitsalltag vieler Beschäftigten verändern – in der Fabrik genauso wie im Büro. Die neue Arbeitsteilung zwischen Mensch und Technik erfordert neue Kompetenzen. Zentrale Herausforderung für eine erfolgreiche Einführung von KI-Systemen in Unternehmen ist deshalb die Weiterbildung der Beschäftigten. In einem aktuellen Whitepaper analysieren Expertinnen und Experten der Plattform Lernende Systeme beispielhaft für eine Industriearbeiterin, einen Facharbeiter und eine Controlling-Mitarbeiterin, welche Kompetenzen im KI-Zeitalter für verschiedene Job-Profile nötig sind und zeigen, wie diese aufgabenorientiert in sechs Schritten entwickelt werden können.
KI-basierte Softwaresysteme und Roboter können die Menschen von monotonen Routineaufgaben sowie körperlich anstrengenden Tätigkeiten entlasten und die Arbeit reichhaltiger machen. KI-Systeme ermöglichen im Unternehmen effizientere Prozesse und wettbewerbsfähige Geschäftsmodelle. Damit ihr Einsatz gelingt, müssen die Beschäftigten für den Umgang mit der Technologie und veränderte Arbeitsprozesse befähigt werden.
„Der Schlüssel zu guter Arbeit im KI-Zeitalter liegt in der Qualifizierung. Ziel ist zum einen, die Beschäftigten in die Lage zu versetzen, neue und eventuell höherwertige Aufgaben zu übernehmen. Zum anderen sollen die Menschen kompetent mit den KI-Systemen umgehen können. Nicht alle Beschäftigten müssen sich zu KI-Expertinnen und -Experten weiterentwickeln, aber ein Grundverständnis der Technologie, ihrer Grenzen und Möglichkeiten ist auch außerhalb der IT-Abteilungen notwendig“, sagt Wilhelm Bauer, Leiter des Fraunhofer-Instituts für Arbeitswirtschaft und Organisation IAO und Leiter der Arbeitsgruppe „Arbeit, Qualifikation und Mensch-Maschine-Interaktion“ der Plattform Lernende Systeme.
Physische und operative Fähigkeiten, die zur Erledigung von Routinetätigkeiten notwendig sind, werden künftig an Bedeutung verlieren, heißt es in dem Whitepaper „Kompetenzentwicklung für KI“ der Arbeitsgruppe. In der Zusammenarbeit mit KI-basierten Systemen werden neben technischen Kompetenzen in Zukunft etwa Kommunikations- oder Problemlösungskompetenzen, Kreativität oder Reflexionsfähigkeiten wichtiger, um spontan auf Probleme reagieren und nicht vorhersehbare Aufgaben erfüllen zu können. Der Mensch werde KI-Systeme nicht nur entwickeln oder im Job einsetzen. Vielmehr würden die Beschäftigten zu Trainerin oder Trainer der KI, da diese – anders als herkömmliche Technologien – sich durch die Interaktion mit den Nutzenden ständig weiterentwickle.
Wilhelm Bauer
Fraunhofer-Institut für Arbeitswirtschaft und Organisation IAO
"Der Schlüssel zu guter Arbeit im KI-Zeitalter liegt in der Qualifizierung. Ziel ist zum einen, die Beschäftigten in die Lage zu versetzen, neue und eventuell höherwertige Aufgaben zu übernehmen. Zum anderen sollen die Menschen kompetent mit den KI-Systemen umgehen können. Nicht alle Beschäftigten müssen sich zu KI-Expertinnen und -Experten weiterentwickeln, aber ein Grundverständnis der Technologie, ihrer Grenzen und Möglichkeiten ist auch außerhalb der IT-Abteilungen notwendig."
Welche Kompetenzen die Menschen am Arbeitsplatz konkret benötigen, hängt sowohl von ihren jeweiligen Rollen und Aufgaben als auch von der eingesetzten KI-Technologie ab. Die Autorinnen und Autoren des Whitepapers zeigen dies an konkreten Beispielen für verschiedene Kompetenzprofile in einem Unternehmen. So muss ein Facharbeiter in der Industrieproduktion neue Kompetenzen in der Mensch-Maschine-Interaktion sowie neue Fachkompetenzen erwerben, um mit einem lernfähigen Roboterwerkzeug sicher Hand in Hand zu arbeiten und dieses zu trainieren. Eine Mitarbeiterin des Controllings hingegen wird künftig weniger Fachwissen für die Budgetverwaltung benötigen, da diese operativen Aufgaben nun ein KI-System übernimmt. Stattdessen sind Entscheidungs- und Kommunikationsfähigkeiten gefragt, um die Ergebnisse des KI-Systems bewerten und der Unternehmensleitung präsentieren zu können.
Um die Veränderungen der notwendigen Kompetenzen im Unternehmen zu erfassen und geeignete Weiterbildungsformate zu entwickeln, empfehlen die Autorinnen und Autoren einen strukturierten, aufgabenorientierten Konzeptmanagement-Prozess in sechs Schritten:
- Festlegung der Jobrollen im Kontext der KI
- Zuordnung der Aufgaben in der veränderten Arbeitsteilung zwischen Mensch und KI
- Definition zur Aufgabenerfüllung notwendiger spezifischer KI-Kompetenzen
- Definition von Kompetenzprofilen zu jeder Jobrolle
- Kompetenzbedarfsanalyse
- Definition geeigneter Weiterbildungsmaßnahmen
Das Erwerben neuer Kompetenzen neben dem Job ist für die Beschäftigten eine große Herausforderung. Die Expertinnen und Experten der Plattform Lernende Systeme betonen, dass die betriebliche Weiterbildung durch lernförderliche Arbeitsbedingungen unterstützt werden müsse. Dazu zählen geeignete Technologien der Wissensvermittlung wie Virtual Reality, Möglichkeiten zum Erfahrungen sammeln, aber auch eine Führungsstruktur, die es den Beschäftigten ermöglicht, den Wandel in ihrem Unternehmen mitzugestalten.
Eine angepasste Führungskultur sei der Erfolgsfaktor für die Einführung von KI-Systemen. Zu etablieren sei eine positive Fehlerkultur, die die Beschäftigten ermutige, eigenständig und kritisch gegenüber KI-Systemen zu denken und zu handeln. Die Qualifizierung der Beschäftigten für den Einsatz von KI ist nach Ansicht der Autorinnen und Autoren nicht allein Auftrag der Unternehmen. Ein Verständnis für die Grundlagen der Technologie zu schaffen, sei zuvorderst eine gesellschaftliche Aufgabe.
Über das Whitepaper
Das Whitepaper Kompetenzentwicklung für KI. Veränderungen, Bedarfe und Handlungsoptionen wurde von Expertinnen und Experten der Arbeitsgruppe Arbeit, Qualifikation und Mensch-Maschine-Interaktion der Plattform Lernende Systeme verfasst.
Weitere Informationen:
Linda Treugut / Birgit Obermeier
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