Fit für KI? Unternehmen unterschätzen Bedarf an Weiterbildung

Künstliche Intelligenz (KI) wird unsere Arbeit verändern. Unternehmen rechnen zumeist damit, dass der Einsatz von KI neue Anforderungen an die Beschäftigten stellt – und wollen insbesondere Fach- und Führungskräfte entsprechend qualifizieren. Vor allem technische Kompetenzen im Umgang mit KI-Systemen seien in den Betrieben noch nicht ausreichend vorhanden. Zu diesen Ergebnissen kommt eine aktuelle Onlinebefragung von Unternehmen, die das Fraunhofer Institut für Arbeitswirtschaft und Organisation IAO und die Universität Augsburg für die Plattform Lernende Systeme durchgeführt haben. Die Autorinnen und Autoren der Studie warnen, den Weiterbildungsbedarf von gering Qualifizierten zu unterschätzen. Beschäftigte über alle Jobprofile hinweg müssen für die Zusammenarbeit mit KI-Systemen befähigt werden. Neben technischen geht es auch um soziale Fähigkeiten

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KI-basierte Software und selbstlernende Maschinen können die Menschen in Sach- und Produktionsarbeit von monotonen und wiederkehrenden Tätigkeiten entlasten, etwa von der Bearbeitung von Formularen oder dem Überwachen technischer Prozesse. Damit ihr Einsatz gelingt, müssen die Beschäftigten für den Umgang mit der Technologie und veränderte Arbeitsprozesse qualifiziert werden. KI-Systeme könnten die Fähigkeiten des Menschen optimal ergänzen, diese sowie menschliches Verantwortungsbewusstsein aber niemals vollauf ersetzen, heißt es in der aktuellen Studie „KI-Kompetenzentwicklung in Sach- und Produktionsarbeit“ der Plattform Lernende Systeme. Befragt wurden 50 Unternehmensvertreterinnen und -vertreter verschiedener Branchen, welche Kompetenzen sie für eine erfolgreiche Einführung von KI als notwendig betrachten und wie die Beschäftigten entsprechend weitergebildet werden können.

Die befragten Unternehmen, von denen mehr als die Hälfte bereits KI-Anwendungen einsetzen, rechnen mehrheitlich damit, dass sich die Tätigkeiten der Beschäftigten durch den Einsatz von KI verändern werden und dadurch erheblicher Weiterbildungsbedarf besteht. Etwa die Hälfte vermutet, dass neue Anforderungen hinzukommen; nur rund ein Fünftel erwartet, dass Aufgaben wegfallen. „Ich habe keine Sorge, dass uns durch den KI-Einsatz die Arbeit ausgehen wird. Allerdings werden wir tendenziell flexibler und mobiler arbeiten“, unterstreicht Wilhelm Bauer, Leiter des Fraunhofer-Instituts für Arbeitswirtschaft und Organisation IAO und Co-Leiter der Arbeitsgruppe Arbeit/Qualifikation, Mensch-Maschine-Interaktion der Plattform Lernende Systeme. „Eigenständiges, problemfindendes und -lösendes Verhalten wird an Bedeutung gewinnen. Im gleichen Maße treten solche Kompetenzen in den Hintergrund, die zur gewissenhaften Erfüllung gleichförmiger Routineaufgaben erforderlich sind.“

Unternehmen setzen auf Weiterbildung der Fach- und Führungskräfte

Viele der befragten Unternehmen sehen den Nutzen von KI-Technologien in der Optimierung von Prozessen und Strukturen; sie erwarten davon Produktivitätssteigerungen und größere Flexibilität. Die unklare Wirtschaftlichkeit und die nötige Qualifikation der Beschäftigten hingegen hemmen nach Ansicht vieler Unternehmen die Einführung von KI. Mehr als ein Drittel der befragten Unternehmen gibt an, dass ihre Beschäftigten noch nicht über die nötigen Kompetenzen für die Zusammenarbeit mit KI-basierten Systemen verfügen. Neben Fachkompetenz und Domänenwissen wurden hier vor allem KI-, Methoden- und Digitalkompetenz genannt; Qualifikationslücken sehen die Befragten insbesondere bei Fach- und Führungskräften. Folglich richten sich die mehrheitlich betriebsinternen Bildungsangebote der befragten Unternehmen überwiegend an qualifizierte Entscheiderinnen und Entscheider bzw. Technikerinnen und Techniker. Diese werden bevorzugt als on-the-job-Trainings bzw. Inhouse-Seminare durchgeführt.

Elisabeth André

Universität Augsburg

Künstliche Intelligenz verändert unsere Arbeit über alle Jobprofile hinweg – von Führungskräften genauso wie von Sach- und Facharbeitenden. Es müssen nicht alle Beschäftigten zu KI-Expertinnen und -Experten werden, um künftig mit den neuen Systemen zusammenzuarbeiten. Aber ein Grundverständnis der Technologie und vermehrt soziale und kommunikative Kompetenzen sind in allen Tätigkeitsbereichen notwendig. Dieser Weiterbildungsbedarf auch bei den gering Qualifizierten wurde von den befragten Unternehmen häufig nicht gesehen“, sagt Elisabeth André, Professorin für Informatik der Universität Augsburg und Co-Leiterin der Arbeitsgruppe Arbeit/Qualifikation, Mensch-Maschine-Interaktion.

Für gering Qualifizierte und Leiharbeitnehmer bieten die befragten Unternehmen kaum Weiterbildungen an. Auch für diese Beschäftigtengruppe gilt es angemessene Qualifikationsangebote zu schaffen, etwa um die Zuverlässigkeit der Geschäftsprozesse zu sichern. Nur wenige Unternehmen erachten zudem soziale und kommunikative Kompetenzen, Eigeninitiative, Kreativität oder Problemlösungsfähigkeit für die Zusammenarbeit mit KI-Systemen als notwendig. Die Autorinnen und Autoren der Studie werten diese Fähigkeiten hingegen als wichtigen Baustein, um den Transformationsprozess im Unternehmen zu bewältigen.

Über den Projektbericht

Die Onlinebefragung betrieblicher Expertinnen und Experten KI-Kompetenzentwicklung bei Sach- und Produktionsarbeit wurde vom Fraunhofer Institut für Arbeitswirtschaft und Organisation IAO und der Universität Augsburg im Auftrag der Arbeitsgruppe Arbeit/Qualifikation, Mensch-Maschine-Interaktion der Plattform Lernende Systeme vom 01. Mai bis zum 15. Juli 2021 durchgeführt. Die empirischen Erkenntnisse der Befragung wurden im Herbst 2021 im Rahmen eines öffentlichen Webtalks der Plattform Lernende Systeme von einem Expertengremium kommentiert und unterfüttern das im September 2021 erschienene Whitepaper Kompetenzentwicklung für KI.

Weitere Informationen:

Linda Treugut / Birgit Obermeier
Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Lernende Systeme – Die Plattform für Künstliche Intelligenz
T.: +49 89/52 03 09-54 /-51
M.: +49 172/144 58-47/-39
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